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Wir trauern um Jens-Norbert Wünsche (1964 – 2021)

Jens-Norbert Wünsche
(c) M. Blanke, Uni Bonn

 Am 27. Januar verstarb Prof. Dr. Jens-Norbert Wünsche. Bis zu seinem Tod leitete er das Fachgebiet Ertragsphysiologie der Sonderkulturen der Universität Stuttgart-Hohenheim. Geboren 1964 in Halle, stammte er aus einer obstbaulich geprägten Familie mit Bezug zu den Obstversuchen am Süßen See in Sachsen-Anhalt. Nach seinem Diplomstudium der Agrarwissenschaften in Halle floh er aus der DDR in den Westen, lange bevor der Fall der Mauer absehbar war. Unter Prof. Dr. Fritz Lenz war er am Institut für Obst- und Gemüsebau der Universität Bonn als Doktorand angestellt und wohnte für einige Jahre auch auf der Obstversuchsanlage Klein-Altendorf. Dort beteiligte er sich auch an praktischen Tätigkeiten wie dem Obstbaumschnitt. In Klein-Altendorf sowie an der gartenbauwissenschaftlichen Fakultät der Cornell Universität in Geneva, USA erfolgten auch die Untersuchungen für seine Dissertation 1993 zur unterschiedlichen Lichtausnutzung verschiedener Pflanzsysteme (Dichtpflanzung, Einzelreihe, Doppelreihe, Dreireihenpflanzung).

 

An seine Promotion schloss Jens Wünsche einen weiteren Forschungsaufenthalt bei Prof. Alan Lakso in Geneva an. Ab 1996 setzte er über die folgenden acht Jahre erst seine Photosynthesemessungen an ganzen Apfelbäumen im Freiland bei Prof. John Palmer in Nelson, Neuseeland fort und bildete sich dann in der Molekularbiologie weiter. Die in USA und Neuseeland gewonnenen Forschungsergebnisse bildeten die Grundlage seiner Habilitation an der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Bonn im Jahre 2001 über den Einfluss des Fruchtbehanges auf die Photosynthese der Apfelblätter.

 

Nach seinem Ruf an die Universität Hohenheim in 2004 leitete er dort das Fachgebiet Ertragsphysiologie der Sonderkulturen in Lehre und Forschung, wo er sich mit  Pflanzenphysiologe und Fruchtreaktionen unter verschiedenen Management-Systemen und Umweltbedingungen beschäftigte. Insgesamt verfasste er über ca. 120 Publikationen in internationalen, referierten Zeitschriften.

 

Jens Wünsche setzte sich stark für die Gartenbauwissenschaften in Deutschland und international, sowie insbesondere der Nachwuchsförderung ein. Er engagierte sich seit 2005 in verschiedenen Positionen in der Deutsche Gartenbauwissenschaftliche Gesellschaft (DGG), deren Präsident er von 2015 bis 2016 war. Als Mitglied des Vorstands der International Society for Horticultural Science (ISHS) 2014 bis 2018 rief er die Initiative ‘Young Minds‘ zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses im Gartenbau ins Leben und organisierte 2018 in Zusammenarbeit mit dem DAAD und der ISHS die internationale Summer School zur Physiologie der Obstgehölze für Masterstudenten aller Nationalitäten.

 

2008 übernahm er die Leitung der Zeitschrift Gartenbauwissenschaft (heute das European Journal of Horticultural Science, eJHS) und brachte den Transfer zur ISHS mit Umstellung auf open access auf den Weg, die den Impaktfaktor der Zeitschrift von 0,4 auf heute 1,18 (2019) steigerte.

 

Wir haben nicht nur einen herausragenden Unterstützer der Gartenbauwissenschaften, sondern auch einen guten Freund und Kollegen verloren.

 

Der Lenkungsausschuss des Kompetenzzentrums Gartenbau im Namen unserer Kolleginnen und Kollegen